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IHK-Azubiumfrage: Duale Ausbildung erweist sich als krisenfest

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Die Auswertung der diesjährigen Umfrage unter Auszubildenden im 1. Ausbildungsjahr (2021/2022) der 14 Industrie- und Handelskammern aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen spiegelt einmal mehr die Zufriedenheit der befragten Auszubildenden mit ihrer gewählten Berufsausbildung wider. Aus den IHK-Regionen in MV beteiligten sich 14 Prozent der Auszubildenden des 1. Ausbildungsjahres an der Umfrage. Die Befragung fand im März statt.

Zum zweiten Mal wurde ein Azubi-Jahrgang befragt, der die Berufsausbildung ausschließlich unter Corona-Bedingungen kennengelernt hat. 89 Prozent der Auszubildenden und damit sieben Prozent mehr als 2021 bescheinigen, dass diese Situation keine Auswirkungen auf ihren geplanten Ausbildungsverlauf hatte und die Betriebe demzufolge gut vorbereitet mit dem neuen Jahrgang starteten.

Belohnt wurde das wie folgt: Insgesamt 86 Prozent der 550 beteiligten Auszubildenden in IHK-Berufen würden die Ausbildung in ihrem Betrieb weiterempfehlen und 92 Prozent bescheinigen ihrem Unternehmen ein gutes Betriebsklima, in dem sie sich wohlfühlen.

Die größte Rolle bei der finalen Entscheidung für die Wahl des Ausbildungsbetriebes und des Ausbildungsberufes spielen nach wie vor die Familien und der Freundeskreis der jungen Menschen. Aber auch die Internetseiten der Ausbildungsbetriebe und Stellenanzeigen in Online-Börsen nehmen für die Ausbildungssuche an Bedeutung zu.

Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ist einmal mehr ungebrochen hoch. So konnten die drei IHKs in Mecklenburg-Vorpommern per 31.12.2021 mit 4.500 neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen wieder an das Ergebnis von 2019 anschließen.

Ergebnisse und Zahlen im Überblick:

  1. 73 Prozent der Auszubildenden gaben an, ihren Wunschberuf zu erlernen. Mehr als in den Vorjahren konnten viele einen Wunschberuf für sich gar nicht definieren; wahrscheinlich, weil praktische Erfahrungen fehlten. Für 78 Prozent der Befragten ist es die erste Ausbildung. Rund 25 Prozent haben bereits eine Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen oder abgebrochen. Diese Personen gilt es, rechtzeitig bei der beruflichen Neuorientierung zu unterstützen und bestehende Angebote etwa für Studienabbrecher und -zweifler unbedingt beizubehalten und ggf. auszubauen.
  2. Praktika waren für potenzielle Auszubildende mit 52 Prozent das mit Abstand hilfreichste Berufsorientierungsangebot. Hier gab es zu den Vorjahren jedoch einen sehr großen Einbruch von über 25 Prozent. Gleiches gilt für die Teilnahme an Ausbildungsmessen mit 15 Prozent weniger. 39 Prozent griffen bei der Recherche zudem auf Onlinemedien oder soziale Netzwerke zu, da diese Informationsquellen während der Corona-Situation stets verfügbar waren.
  3. Nach wie vor werden die meisten Auszubildenden (64 Prozent) durch ihr direktes Umfeld (Eltern/Verwandte und Freunde/Bekannte) auf ihren Ausbildungsbetrieb oder den Ausbildungsberuf aufmerksam. Die Initiative der IHKs in MV zur Zusammenarbeit mit dem Landeselternrat und den Kreis-Elternräten im Rahmen einer 2022 abgeschlossenen Zusammenarbeitsvereinbarung soll Eltern durch neue Beratungsangebote und Infomaterial helfen, gute berufliche Ratgeber zu sein.
  4. Schnell zu sein, lohnt sich. Immerhin 40 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen hatten sich bereits bis zum Januar 2021 für ihre im Sommer beginnende Berufsausbildung beworben – also noch ohne das Halbjahreszeugnis. Auch Spätentschlossenen boten sich ausreichende Chancen. So gab jeder 5. Azubi an, sich noch ab Juli für den jetzigen Ausbildungsplatz beworben zu haben. Auf der anderen Seite haben 61 Prozent der Ausbildungsunternehmen den Mangel auf dem Ausbildungsmarkt richtig erkannt und versendeten ihre Zusage bereits innerhalb eines Monats. 17 Prozent der Unternehmen brauchten dafür noch 3 Monate und länger und sollten ihre Recruiting-Prozesse noch optimieren.
  5. Ein Großteil der Befragten (54 Prozent) musste nur ein bis fünf Bewerbungen versenden, um den gewünschten Ausbildungsplatz zu erhalten. 20 Prozent der Auszubildenden benötigen maximal zehn Bewerbungen für den Vertragsabschluss.
  6. Ausbildungsinteressierte finden (70 Prozent) häufig das passende Angebot in der Nähe zum Wohnort. 30 Prozent der Auszubildenden haben für die Aufnahme der Berufsausbildung jedoch den Wohnort gewechselt. Dies sind 12 Prozent mehr als im Durchschnitt der östlichen Bundesländer. Ähnlich sieht das Bild für den Berufsschulbesuch aus: Auch hier müssen aufgrund der großen Entfernung 31 Prozent am Schulstandort einen Wohnheimplatz oder eine andere Unterkunft mieten (neue Bundesländer 22 Prozent).
  7. Lange Fahrzeiten zur Berufsschule sind nach wie vor ein großes Thema und müssen im Fokus der Öffentlichkeit bleiben. 32 Prozent der Azubis sind länger als 90 Minuten zur Berufsschule unterwegs (neue Bundesländer nur zehn Prozent). Berufsschulnähe ist ein klar signalisiertes Attraktivitätsmerkmal für eine ausgewählte Ausbildungsstelle. Das eingeführte Azubiticket soll zumindest zur finanziellen Entlastung beitragen, hilft aber nur dort, wo der ÖPNV auch funktioniert.
  8. 86 Prozent der Auszubildenden würden ihren Ausbildungsbetrieb weiterempfehlen. Dabei schätzen fast alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen (92 Prozent) besonders das gute Betriebsklima, das gute Verhältnis zum Ausbilder (91 Prozent) sowie gute Karriere- und Aufstiegschancen (84 Prozent).
  9. Auch wenn Ausbildungsbetriebe und Auszubildende des Jahres 2021/2022 bereits von Beginn an mit Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie konfrontiert waren, so bestätigen doch 95 Prozent der Befragten, dass die Ausbildung im Betrieb zum Befragungszeitpunkt im März 2022 normal weiterläuft. Nur noch knapp 2 Prozent der befragten Auszubildenden teilten mit, dass ihre Ausbildung zeitweise im Homeoffice bzw. mobilen Arbeiten stattfindet. Anders als im ersten Lockdown musste nur für einzelne Azubis das Instrument der Kurzarbeit begrenzt greifen.
  10. Veränderungen zeigten uns die Auszubildenden bei der Nutzung von Social Media an: Facebook hat deutlich an Bedeutung in der Zielgruppe verloren. Hauptsächlich genutzt sind Instagram und Youtube. TikTok und Snapchat sind nun auf Augenhöhe und haben stark aufgeholt. Die Unternehmen müssen darauf achten, hier gefunden zu werden.