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Wirtschaftskreis Metropolregion Stettin: grenzüberschreitende Strategien für das Fachkräfteproblem

© Związek Pracodawców Pomorza Zachodniego, Anna Kornacka

„Wir steuern beiderseits der Grenze auf ein dramatisches Problem zu.“ Mit diesen alarmierenden Worten eröffnete Torsten Haasch, Hauptgeschäftsführer der IHK Neubrandenburg, den jüngsten Wirtschaftskreis Metropolregion Stettin, zu dem über 70 interessierte Gäste kamen.

Die Strategie der Fachkräftegewinnung war nicht zum ersten Mal Thema im Wirtschaftskreis. Vor dem Hintergrund des kommenden Ausscheidens der geburtenstarken Jahrgänge aus dem Arbeitsleben stellt sich die Situation aktuell aber noch gravierender dar.

„In der grenzüberschreitenden Metropolregion gibt es eine rege Investitionstätigkeit. Die Unternehmen schauen dabei auf die Potenziale der gesamten Region. Die Zusammenarbeit der Arbeitsagenturen und -verwaltungen sowie der Wirtschaftskammern ist daher von enormer Bedeutung“, so Haasch weiter. Und so geht es nicht um gegenseitige Abwerbung der Arbeitskräfte, sondern um gemeinsame Konzepte für eine attraktive, leistungsfähige Region.

Ideen dazu kamen von Anna Kornacka, Vorstandsvorsitzende des Westpommerschen Arbeitgeberverbands. In der Woiwodschaft Westpommern liegt die Arbeitslosigkeit mit 6,7 % zwar über dem polnischen Durchschnitt von 5,2 %, ist aber immer noch als relativ gering anzusehen. Die besonders nachgefragten Branchen ähneln denen auf deutscher Seite sehr: Bau- und Industrieberufe, Gesundheitsbranche – Medizin und Pflege, Logistik, Transport, Gastronomie etc. Der Arbeitgeberverband mit 134 Mitgliedsunternehmen unterstützt diese u. a. durch Beurteilung relevanter Gesetzesvorlagen, Verbreitung von Best-Practice-Beispielen und die Gewinnung von Fördermitteln. Eine zentrale Veranstaltung ist die „Messe der guten Arbeitgeber“, die aktuell für den 30. März 2023 in Stettin geplant ist und an der in diesem Jahr zum ersten Mal auch deutsche Unternehmen teilnehmen. Kriterien für „gute Arbeitgeber“ sind vor allem sozial verantwortliches Handeln, gute Mitarbeiterführung und eine wirksame Außenkommunikation.

Jan-Niklas Hustedt, Leiter Sparkassen-Personalberatung, GSD Gesellschaft für Sparkassendienstleistungen mbH Berlin, nahm die Thematik der Fachkräftegewinnung aus der Unternehmensperspektive auf und erläuterte, dass das Recruiting oft noch viel zu konservativ angegangen und unterschätzt würde. „Recruiting ist verkaufen“, so sein Leitsatz. Unternehmen sollten diesem Problem einen entscheidenden Platz in ihrer Strategie einräumen.

Gesina Seyfert von der IHK Neubrandenburg stellte wiederum heraus, dass die Fachkräftesicherung schon beim Nachwuchs, d. h. in den Schulen und in der Berufsausbildung, angegangen werden muss. Dabei unterstützt die IHK aktiv z. B. über Lehrstellenbörsen, Berufsorientierungsmessen, Infokampagnen. Besonders wirkungsvoll sind Auszubildende, die als IHK-Ausbildungsbotschafter in die Schulen gehen und von ihren Erfahrungen berichten. Darüber hinaus veranstaltet die IHK Neubrandenburg immer nach Weihnachten sogenannte „Heimkehrertage“, um Fachkräfte in ihre Heimatregion in Mecklenburg-Vorpommern zurückzuholen.

Der Wirtschaftskreis bot erneut eine gute Plattform, deutsche und polnische Erfahrungen auszutauschen. „Wir sind inzwischen ein gemeinsamer Wirtschaftsraum. Probleme bedürfen gemeinschaftlicher Lösungen“, beschloss Torsten Haasch die Veranstaltung.