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Polen: Solide Wirtschaftswachstumsprognosen trotz Krisenumfeld

Containerumschlag (Foto: Pixabay)

Hohe Inflation bleibt Herausforderung / Aufbau von Lieferketten bietet Chancen

Nach jüngsten Zahlen des Statistischen Hauptamtes (GUS) wuchs die Produktion im März 2022 in Polen trotz angespannter Krisensituation im östlichen Nachbarland um über 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr Die Beschäftigung nahm um 2,4 Prozent zu. Im Zuge der dynamischen Produktion und der hohen Binnennachfrage erreichte der Durchschnittslohn in der polnischen Industrie nun das Niveau von 6.665 Zloty brutto monatlich, nominell 12,4 Prozent mehr verglichen mit 2021. Die Wirtschaftswachstumsprognosen bleiben insgesamt optimistisch. Nach vorsichtiger Schätzung von Bankenexperten kann das Bruttoinlandsprodukt (BIP) die Zielmarke von bis zu 4 Prozent im Jahr 2022 erreichen.

Allerdings stellt mit 11 Prozent die Inflation, die auf dem höchsten Stand seit 20 Jahren bleibt, aktuell die größte Herausforderung dar. Das macht sich insbesondere bei Energiepreisen, (Bau-) Rohstoffen und Lebensmitteln bemerkbar. Die Polnische Zentralbank NBP versucht die Geldentwertung zu stoppen und erhöhte am 6. April erneut den Leitzins, der nun bei 4,5% liegt. Dessen Tendenz ist nach wie vor steigend, man rechne mit weiterem Anstieg bis zu 6,5% bis Ende des Kalenderjahres. Somit sind die Auswirkungen für die Kreditwirtschaft noch offen.

Polen bietet dank guter Standortvorteile im Herzen Europas momentan aber auch viele Chancen beim Wiederaufbau von gestörten Lieferketten. Die Europäische Investitionsbank investierte 2021 bereits 6,5 Mrd. Euro neues Kapital in Polen. Diese Förderung erwies sich gerade in wirtschaftlich instabiler Zeit als nützlich und half dabei, das Risiko abzufedern und Investitionsentscheidungen zu stärken. Die wichtigsten Bereiche waren die moderne IT-Technologie, Erneuerbare Energien  und Regionalentwicklung. Damit liegt Polen im Bereich der langfristigen Kredite für die EZB nach Frankreich, Italien und Spanien an vierter Stelle.

Infolge des völkerrechtswidrigen russischen Angriffs auf die Ukraine sind mittlerweile rund 2,9 Millionen ukrainische Kriegsflüchtlinge in Polen angekommen. Es bleibt eine Mammutaufgabe, die in Not geratenen Bürgern auf Kosten polnischer Steuerzahler langfristig zu unterstützen. Für den Handel bedeutet dies aber jetzt schon fünf Prozent mehr Verbraucher im Land an der Weichsel.

Quelle: Wirtschaftsnachrichten im Polnischen Fernsehen, den 21.04.2022