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Polens Inflation erreicht 25-Jahres-Hoch

Entwicklung der Inflation (Statistisches Hauptamt GUS Mai 2022)

Geldentwertung Ende Mai bei 14 Prozent

Die polnische Inflationsrate stieg Ende Mai dieses Jahres auf 14 Prozent und kletterte damit auf ein neues Hoch. Dabei verharrt die Geldentwertung bereits seit drei Monaten über der Zehn-Prozent-Marke, informiert das Statistische Hauptamt GUS. Die Experten schätzen ein, dass die hohe Preisdynamik noch bis Ende des Jahres anhalten und ein Peak bei 20 Prozent erreichen wird.

Die Unternehmensverbände in Polen, darunter die Wirtschafskammer Nord in Stettin, sind besorgt wegen dieser Entwicklung. Denn die hohe Geldentwertung hat einen negativen Einfluss auf die Wirtschaft. Die direkten und indirekten Kosten sind gestiegen und werden von den Unternehmen an ihre Kunden weitergereicht. Bereits am 1. Januar 2022 erhöhte die Regierung im Rahmen des Konjunkturpakets die Versicherungsbeiträge für Gewerbetreibende. Anfang des Jahres wurde zudem der Brutto-Mindestlohn auf 18,30 Zloty pro Stunde erhöht.

Insbesondere in Westpommern machen sich jetzt zu Saisonbeginn viele Touristiker Gedanken darüber, wie die Kundennachfrage im Sommer ausfallen wird und ob sich die Gäste ihren Urlaub leisten können.  Hanna Mojsiuk, die Präsidentin der Wirtschafskammer Nord in Stettin, weist darauf hin, dass besorgte Kunden keine schnellen Kaufentscheidungen treffen. Die westpommerschen Unternehmer signalisieren bereits, dass die Kunden nun sparsamer werden, was den künftigen Konjunkturverlauf beeinflussen kann.

Zwar versucht die polnische Zentralbank NBP mit der schrittweisen Leitzinserhöhung auf 5,25 Prozent das Sparverhalten zu mobilisieren, doch solche Finanzmarktinstrumente greifen in der Regel zeitversetzt. Sofort verteuern sich hingegen vor allem Baufinanzierungen bei Bauunternehmen und die Kreditzinsen bei Verbrauchern. Diese haben durch die Leitzinserhöhung seit Oktober 2021 bereits um 50 Prozent zugelegt.

Einen mildernden Charakter hatte die temporäre Senkung der gesetzlichen Mehrwertsteuer auf Kraftstoffe und Energie. Die Regierung kündigt an, das Anti-Inflations-Paket verlängern, die gesenkten Steuern länger belassen und die Kreditnehmer entlasten zu wollen.

Quelle: Statistische Hauptamt GUS / Tagesblatt Stettiner Kurier, Mai 2022