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Wirtschaftskreis Metropolregion Stettin: Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Polen entwickeln sich exzellent

© Nelos / Adobe Stock

Die derzeit für viele Unternehmen angespannte wirtschaftliche Lage war Anlass für den jüngsten Wirtschaftskreis, die deutsch-polnischen Wirtschaftsbeziehungen genauer unter die Lupe zu nehmen. „Polen hat sich im Vergleich zu anderen EU-Staaten in der Krise gut behauptet“, erläuterte Dr. Lars Gutheil, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Auslandshandelskammer (AHK) Polen in Warschau. „Auch Polen ist von den Sanktionen gegen Russland betroffen“, so Gutheil weiter, „aber für die Gesamtwirtschaft haben diese nicht so starke Auswirkungen.“ Der wirtschaftliche Austausch mit Russland rangiert relativ weit hinten, nur 3% aller polnischen Ausfuhren gingen im Jahr 2020 nach Russland.

Gravierender sind die indirekten Auswirkungen nicht nur der russischen Aggression gegen die Ukraine, sondern auch der schon zwei Jahre andauernden Corona-Krise. Diese zeigen sich in Preissteigerungen für Rohstoffe, Vorerzeugnisse und natürlich Energieträger. Polen strebt daher danach, sich unabhängiger von den erheblichen Importen an Erdgas, Erdöl und Steinkohle aus Russland zu machen. Die neue Gas-Pipeline Baltic Pipe soll bis Ende des Jahres fertig gestellt sein, LNG-Terminals, Erneuerbare Energien, aber auch Kernkraft sollen entwickelt und ausgebaut werden.

Probleme in den Lieferketten machen sich ebenfalls durch Rohstoffmangel und fehlende Produktionsmaterialien bemerkbar, was wiederum einen immensen Kostenschub nach sich zieht. Die Inflation in Polen liegt derzeit bei 11%. „Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen, bei denen die Corona-Auswirkungen eh schon nicht ausreichend abgefedert wurden, bringt die aktuelle Situation eine zusätzliche Belastung mit sich“, schätzt Gutheil ein. „Vieles spricht daher dafür, dass wir eine Lokalisierung erleben. Die Produktion wird global bleiben, aber doch eher regional angesiedelt sein.“

Das sogenannte Nearshoring könnte auch für deutsche Unternehmen große Vorteile bringen. Polen ist für Deutschland ein attraktiver Absatzmarkt und ein begehrter Ort zur Standortverlagerung. Das Land rangiert auf den vorderen Plätzen des wirtschaftlichen Austausches mit Deutschland, für Mecklenburg-Vorpommern ist es sogar der zweitwichtigste Handelspartner. Potenziale für den weiteren Ausbau der Handelsbeziehungen gibt es in verschiedenen Branchen, wie Industrie 4.0 und Automatisierung, die in Polen noch relativ wenig entwickelt sind. Logistik und E-Commerce hingegen boomen. Die hochgesteckten Ziele im Bereich Energie- und Umwelttechnik bieten ebenfalls viele Ansatzpunkte für deutsche Unternehmen. Polnische IT-Unternehmen haben ein immer stärkeres Interesse an internationaler Zusammenarbeit. „Polen ist ein Wirtschaftsstandort, der sich weiterhin rasant entwickelt“, resümierte Torsten Haasch, Hauptgeschäftsführer der IHK Neubrandenburg. „In der grenzüberschreitenden Metropolregion Stettin können sich Unternehmen beider Länder diesen Fakt zunutze machen.“