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IHKs in MV: Energiegipfel – Chancen als Energieland aktiv nutzen

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Die drei Industrie- und Handelskammern in Neubrandenburg, Rostock und Schwerin zeigen sich zunächst einmal zufrieden mit den ersten Ergebnissen des Energiegipfels, der heute in Rostock stattfand. Matthias Belke, geschäftsführender Präsident der IHKs in MV erläutert dazu: 

„Wir begrüßen die Durchführung des Energiegipfels. Dieser sollte regelmäßig durchgeführt werden um zeitnah fassbare Ergebnisse zu liefern“ so Belke als erstes Fazit. „Die Vielzahl der Teilnehmer bildete zwar die Breite der Wirtschaft und Gesellschaft ab, am Ende beschränkte sich das Ergebnis aber auf wenige Vorschläge und erste Empfehlungen. Das ist zu wenig für die erkennbaren Herausforderungen! Schon heute befassen sich zahlreiche Unternehmen aller Branchen täglich mit dem Thema effizienter Einsatz von Energie. Das ist ihr Tagesgeschäft", so Belke. Der Präsident der Bundesnetzagentur war zugeschaltet und skizzierte die aktuelle Lage. Sie zeigt verschiedene Szenarien einer möglichen Gasmangellage. Sorgenvoll blickt die Wirtschaft auf die Preisentwicklungen: „Jede politische Einwirkung auf die russischen Gaslieferungen führt zu deutlichen Steigerungen des Gaspreises. Es bahnt sich daneben eine zweite Preiswelle an für den Strombezug. Beides betrachten wir sorgenvoll,“ so Belke weiter. „Solange wir von Börsennotierungen, Mengenverfügbarkeit und Importen abhängig sind, sind die Auswirkungen auf die Preisgestaltung erheblich und werden uns bis zum Winter 2023/2024 beschäftigen“ so Belke weiter. 

Die IHKs begrüßen einen möglichen Preisdeckel für Energie. „Hier zeigte sich die Bundesnetzagentur reserviert. Aber wir müssen die stetig steigenden Kosten je Kilowattstunde im Auge behalten. Das Wirtschaften der Unternehmen muss sich auch künftig lohnen“ so Belke ausdrücklich. Begrüßt wurde auch die Übernahme der Vorschläge der IHKs in MV zur deutlichen Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren: „Wir müssen deutlich schneller werden und können uns bis zu zehn Jahren Planungen für Windenergieanlagen nicht leisten“. 

„Gute Ratschläge zu Einsparungen können wir den Medien entnehmen. Wir müssen aber den Blick vielmehr auf unsere Chancen als Energieland MV richten. Wir erzeugen Erneuerbare Energien, haben ein gewaltiges Ausbaupotenzial und müssen trotzdem immer höhere Kosten für Strom aufbringen. Allein durch den Netzausbau im Land sind die Netzentgelte auf den bundesweit höchsten Stand geklettert. Was wir brauchen ist ein klarer Vorteil für alle - Einwohner wie Unternehmen. Die hier erzeugte Energie müssen wir vor Ort günstig verwenden können. Dazu gehört auch der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft, um fossile Energieträger wie Gas und Öl einzusparen und die Wärme der Elektrolyse zur Beheizung zu nutzen", so Belke. 

„Als Energieerzeugungsland und Transitland für LNG haben wir derzeit nur geringe wirtschaftliche Vorteile. Mittel- und langfristig müssen die notwendigen Wertschöpfungsketten im Land aufgebaut werden, damit wir von Energieimporten unabhängiger zu werden. Das ist nicht umsonst eine Kernforderung der IHKs in MV. Der Eigenenergieerzeugung und die direkte Nutzung der hier in MV erzeugten Energie muss Vorrang eingeräumt werden! Das gilt für Wind, Solar aber auch Biogas und Geothermie", erklärte Belke. „Die Windenergie wird derzeit mit rund sechs Milliarden Kilowattstunden abgeregelt! Diese müssen künftig genutzt werden für Bereiche wie zum Beispiel Power to Heat und zur Wasserstofferzeugung“ so die klare Forderung von Belke. 

In einem umfangreichen Papier haben die IHKs in MV aufgelistet, was zu tun ist. Das betrifft zahlreiche Möglichkeiten, die das Land Mecklenburg-Vorpommern selber in der Hand hat, wie zum Beispiel die massive Beschleunigung der Genehmigungsverfahren für über 70 Anträge auf Solarparks. Zugleich wurden Forderungen an den Bund gerichtet. Die aktuelle Strompreisentwicklung an der Leipziger Strombörse wird kritisch hinterfragt. „Wir haben nicht nur das Gas-Thema. Die Strompreise sind teilweise um das Zehnfache gestiegen und die nächste Kostenwelle droht auf uns zuzurollen", so Belke. „Preistreiber an der Strombörse sind aber nicht die Erneuerbaren Energien, sondern die hohen Gas- und Kohleeinkaufspreise."