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Wirtschaftstag Polen trifft Nerv der Zeit

© IHK

Um die 130 Gäste folgten am 4. April der Einladung zum Wirtschaftstag Polen in die IHK Neubrandenburg für das östliche Mecklenburg-Vorpommern. „Mit der Veranstaltung haben wir den Nerv der Zeit getroffen“, bemerkte der Präsident der IHK Neubrandenburg, Dr. Wolfgang Blank, mit Blick auf den vollen Saal. „Und es ist ein Nerv, der nicht weh tut“, so Blank weiter. „Denn ein entscheidender Anlass, diesen Wirtschaftstag zum jetzigen Zeitpunkt zu organisieren, ist der 20. Jahrestag des Beitritts Polens zur Europäischen Union am 1. Mai 2004.“

Die Entwicklung Polens in diesen 20 Jahren kann sich sehen lassen. Es ist mit Abstand die stärkste Volkswirtschaft unter den im Jahr 2004 beigetretenen Ländern. Gemessen an der Wirtschaftsleistung belegt Polen Platz 6 in der EU. Im Handel mit Deutschland ist es auf dem fünften Platz. Und noch erfreulicher: Das Land ist wieder der wichtigste Außenhandelspartner Mecklenburg-Vorpommerns und das mit einem beträchtlich gestiegenen Außenhandelsvolumen von insgesamt 1,775 Mrd. Euro.

Vor diesem Hintergrund hatte die IHK Neubrandenburg federführend für die IHKs in Mecklenburg-Vorpommern zum Wirtschaftstag Polen sowohl deutsche als auch polnische Teilnehmer eingeladen. Auch der Außerordentliche und Bevollmächtigte Botschafter der Republik Polen in der Bundesrepublik Deutschland, Dariusz Pawłoś, lobte die Entwicklung seines Landes: „Polen hat in den letzten 20 Jahren sein nominales Bruttoinlandsprodukt vervierfacht und seine Wettbewerbsfähigkeit stark verbessert.“ Er sprach aber auch davon, wie sehr Polen von der EU-Mitgliedschaft profitiert hat, durch Zugang zu Förderung für Forschung und Innovation, Bildung und regionale Entwicklung. Investitionen in Verkehrswege und Energiesysteme wurden ermöglicht, was wiederum Handel und wirtschaftliche Entwicklung vorangebracht hätte.

Reinhard Meyer, Minister für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit Mecklenburg-Vorpommern, betonte ebenfalls die Bedeutung der Europäischen Union, „auch als Wertegemeinschaft“. Die Rolle offener Grenzen könnte gar nicht hoch genug bewertet werden, vor allem auch für die grenzüberschreitende regionale Zusammenarbeit. „Wir müssen den Begriff Metropolregion Stettin noch mehr mit Leben füllen“, führte der Minister aus, „dafür sind ganz konkrete Projekte wichtig.“ In diesem Zusammenhang verwies er auf die Leistungen des IHK-Projekts Haus der Wirtschaft in Stettin, durch das täglich grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Unterstützung deutscher und polnischer Unternehmen gelebt wird.

Spannende Einblicke in die aktuelle Entwicklung des Landes und der Wirtschaft Polens gaben Dr. Christoph von Marschall, Diplomatischer Korrespondent der Chefredaktion des Tagesspiegels, und Paweł Kwiatkowski, Mitglied der Geschäftsführung der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer in Warschau. Beide verwiesen auf die überdurchschnittlich gute Entwicklung Polens, resistent in Finanzkrise und Pandemie. Gleichzeitig gebe es aber durchaus große regionale Unterschiede, die auch für deutsche Unternehmen beim Blick Richtung Polen zu beachten wären. Auch auf Polen warteten erhebliche demographische Probleme, die einen Einschnitt in das noch vorhandene gut ausgebildete und flexible Fachkräftepotenzial zur Folge haben würden.

In jedem Fall bietet Polen attraktive Bedingungen für Handel und Niederlassungen von Unternehmen aus Mecklenburg-Vorpommern. Davon konnten drei Firmen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven beim Wirtschaftstag berichten. Den Unternehmen geht es dabei um Zulieferungen aber auch verstärkt um den Absatzmarkt. Polen sei Deutschland im Bereich der Digitalisierung von Geschäftsabläufen oftmals voraus. Rechtliche Regulierungen würden streng kontrolliert, so die Erfahrungen der Unternehmer.

Das gemeinsame Resümee aller Redner: Die Wirtschaft profitiert stark von der Freizügigkeit. Niemand will Grenzkontrollen. Bei Strukturentwicklung und Ansiedlungen muss über Ländergrenzen hinweg gedacht werden, damit die Menschen in der gesamten Wirtschaftsregion davon profitieren.

Foto (v.l.n.r.): IHK-Hauptgeschäftsführer Torsten Haasch, Dariusz Pawłoś, Außerordentlicher und Bevollmächtigter Botschafter der Republik Polen in der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Christoph von Marschall, Diplomatischer Korrespondent der Chefredaktion des Tagesspiegels, und IHK-Präsident Dr. Wolfgang Blank