HDW International Startseite ·

Wirtschaftskreis Metropolregion Stettin: beste Bedingungen für die Geothermie beiderseits der Grenze

IHK

„Die Thematik der Erneuerbaren Energien zieht sich als roter Faden durch unsere Veranstaltungen in diesem Jahr und wir tun gut daran, auch aus Sicht der Wirtschaft, diese Fäden grenzüberschreitend zusammenzuknüpfen.“ Mit diesen Worten eröffnete Torsten Haasch, Hauptgeschäftsführer der IHK Neubrandenburg, den jüngsten Wirtschaftskreis Metropolregion Stettin mit 55 Teilnehmern. „Über 50% der Unternehmen fürchten mit Blick auf die Energiewende nur Nachteile. Auch deshalb lohnt es sich, auf das zu schauen, was schon mal da war“, führte er weiter aus.

Gemeint war damit die Geothermie, die in Mecklenburg-Vorpommern schon seit fast 40 Jahren zur Wärmeversorgung genutzt wird. Auf der polnischen Seite ist das Thema genauso angesagt. „Wir haben die gleiche Geologie“, begann Dr. Peter Seibt, Geschäftsführer der Geothermie Neubrandenburg GmbH, GTN, dann auch seine Ausführungen. Er erläuterte, dass auf beiden Seiten der Grenze ähnliche Bedingungen vorlägen, in Polen wäre das Thermalwasser in der Tiefe im Durchschnitt oft sogar noch heißer.

Waren, Neustadt-Glewe, Neubrandenburg, Schwerin – alles Städte mit einem Fernwärmenetz, in denen die Geothermie teilweise seit Jahrzehnten genutzt wird. Vor dem Hintergrund der Aufforderung der Bundesregierung an die Kommunen, eine Wärmeplanung vorzulegen, ist die Geothermie nun wieder im Aufwind. Eine sich ständig verbessernde Technologie, z.B. durch den Einsatz von Wärmepumpen und die damit einhergehende Erhöhung des Wirkungsgrads, aber auch die grundlegend nachhaltige, grundlastfähige Nutzung des Thermalwassers sprechen für einen verstärkten Einsatz der Geothermie in der Wärmeversorgung.

Bis zur Inbetriebnahme muss für ein Geothermie-Projekt ein Zeitraum von mehreren Jahren eingeplant werden. Eine Reihe von Voruntersuchungen sind notwendig, aber es existiert gerade in Mecklenburg-Vorpommern durch die jahrzehntelange Nutzung auch schon ein erhebliches Datenmaterial. Vor allem für die Bohrungen sind Investitionen in Millionenhöhe einzuplanen. Wenn die Anlage letztlich läuft, bleiben aber nur noch die Betriebskosten.

Auch auf der polnischen Seite gibt es seit den 90-er Jahren Erfahrungen mit der Geothermie. Bogusław Zieliński, Vorstandsvorsitzender der Geotermia Pyrzyce Sp. z o.o, unterstreicht die Vorteile dieser Energiequelle: „Es ist nicht leicht, mit Geothermie umzugehen, aber wir konnten über 30 Jahre der Nutzung zeigen, wie sinnvoll sie ist. Auftretende Probleme ließen sich durch ständige Weiterentwicklung lösen.“

Ein entscheidendes Kriterium für den stärkeren Einsatz der Geothermie sind die Förderinstrumente. In Deutschland gibt es bis zu 40% staatliche Förderung für Investitionen in diesem Bereich. In Polen werden aktuell bis zu 100% der Kosten für Erstbohrungen gefördert. Ein weiteres Programm bezieht sich auf 50% der Kosten für Reparaturbohrungen, Modernisierungen und Instandsetzung.

Auf beiden Seiten der Grenze kommen die Unternehmen der Nachfrage gar nicht mehr nach, wie so oft fehlen die Fachkräfte. In Polen laufen derzeit fünfzehn neue Bohrungen. Große Teile Mecklenburg-Vorpommerns und Westpommerns sind von Thermalwasser gesegnet. Es spricht alles dafür, diese nachhaltige Energiequelle mit inzwischen hochentwickelter Technologie zu nutzen und noch stärker in die Wärmeplanung einzubinden.

Bild von links: Bogusław Zieliński, Vorstandsvorsitzender der Geotermia Pyrzyce Sp. z o.o, Dr. Peter Seibt, Geschäftsführer der Geothermie Neubrandenburg GmbH, Torsten Haasch.