Verflechtung der Arbeitsmärkte nimmt zu: Warum das östliche Mecklenburg-Vorpommern davon profitiert
NEUBRANDENBURG (IHK/PM). Wurde der Pendlersaldo einer Region negativer, galt das als ein negativer Ausweis für eine Region: es standen mehr Auspendlern weniger Einpendler gegenüber. Mit der sich verändernden Arbeitswelt, den zunehmenden Möglichkeiten ortsflexiblen Arbeitens u.a. im Home-Office kann man statistisch gesehen „Pendler“ sein, ohne dass damit tägliche oder wöchentliche Reisezeiten verbunden sind. Die mit dem Pendeln verbundenen Nachteile verlieren an Gewicht. Wird der Pendlersaldo negativer, kann das nunmehr als Anzeichen gewertet werden, dass es sich in einer Region gut lebt.
Die neuesten Pendlerdaten aus der IHK-Region Neubrandenburg für das östliche Mecklenburg-Vorpommern bilden diese Entwicklungen gut ab. Gegenüber 2017 sind die Einpendlerzahlen um 8 Prozent und die Auspendlerzahlen um 7 Prozent angestiegen. Während früher Frauen im Allgemeinen weniger als Männer pendelten, da sich das Pendeln schlecht mit den Leistungen der Frauen für die Familie vertrug, gewinnt das Pendeln mit der zunehmenden Akzeptanz mobilen Arbeitens an Attraktivität insbesondere für Frauen. Seit 2017 ist die Anzahl von Frauen, die in die IHK-Region einpendeln, um 11 Prozentgestiegen und die der auspendelnden Frauen um 19 Prozent. Während vor fünf Jahren im Jahr 2017 zum Beispiel 373 Frauen aus Berlin in die IHK-Region pendelten, sind es nun 534 Frauen, also ein Anstieg um 43 Prozent. Gleichzeitig ist die Anzahl von Frauen, die aus der IHK-Region nach Berlin pendelt, ebenfalls gestiegen – um 23 Prozent. Frauen profitieren offenbar besonders davon, dass sich der für sie relevante Arbeitsmarkt räumlich erweitert. Sie können durch die verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei Vätern und Müttern ihre Berufsqualifikationen in konkreten Arbeitsplätzen in Wert setzen. Gleichzeitig richtet sich die Entscheidung über den Wohnort weniger häufig nach dem Arbeitgebenden, sondern wird danach gewählt, wo die sozialen Kontakte, der Wohnraum, die Kinderbetreuung usw. vorteilhafter sind.
Zusammenfassend lässt sich feststellen: Dass der Pendlersaldo von Frauen in der IHK-Region seit 2017 negativ geworden ist, birgt also zwei gute Nachrichten: 1. Frauen gelingt es in stärkerem Maße als in der Vergangenheit, ihre Berufsqualifikationen in konkreten Arbeitsplätzen zu realisieren. 2. Das östliche Mecklenburg-Vorpommern ist so attraktiv, dass es als Wohnort gewählt oder beibehalten wird.
30.06.2022, Anzahl | 30.06.2017, Anzahl | Veränderung 2022 zu 2017 in % | |
Einpendler in die IHK-Region | |||
Insgesamt | 21.290 | 19.738 | 8 |
Männer | 12.002 | 11.341 | 6 |
Frauen | 9.288 | 8.397 | 11 |
davon aus Berlin | 534 | 373 | 43 |
davon aus HH | 110 | 81 | 36 |
Auspendler aus der IHK-Region | |||
Insgesamt | 27.969 | 26.165 | 7 |
Männer | 18.492 | 18.170 | 2 |
Frauen | 9.477 | 7.995 | 19 |
davon nach Berlin | 1.368 | 1.110 | 23 |
davon nach HH | 282 | 240 | 18 |
Saldo aus Ein- und Auspendlern | |||
Insgesamt | -6.679 | -6.427 | |
Männer | -6.490 | -6.829 | |
Frauen | -189 | 402 | |
davon geg. Berlin | -834 | -737 | |
davon geg. HH | -172 | -159 | |
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Pendlerverflechtungen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Kreisen, Nürnberg, Stichtage 30.06.2022 und 30.06.2017, eigene Berechnungen. |