Thema Unternehmensnachfolge beim Wirtschaftskreis Metropolregion Stettin

© IHK
Gerade in diesen für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) schwierigen Zeiten hatte das Thema der Veranstaltung eine besondere Brisanz. Auch wenn die wirtschaftliche Situation in Polen aktuell besser aussieht als in Deutschland, stellen sich beiderseits der Grenze dieselben Fragen: Wie groß ist das Interesse vor allem in der jüngeren Generation, ein Unternehmen zu gründen oder zu übernehmen? Eine wachsende Zahl von Unternehmensgründern der Nachwendegeneration steht andererseits vor dem Problem, eine Nachfolge zu finden.
In Mecklenburg-Vorpommern hat sich ein Gemeinschaftsprojekt unter Leitung der Hochschule Stralsund mit diesen Themen beschäftigt und im Ergebnis eine Publikation unter dem Titel „Gründungsszene und Unternehmensnachfolge - Mecklenburg-Vorpommern: Attraktivität, Akteure und Aktionen“ herausgegeben. Dabei ist klar geworden, dass es eine Reihe von Beratungsangeboten in MV gibt, eine breite Unterstützung vor allem für KMU gerade jetzt aber auch dringend notwendig ist. Die Unternehmensstruktur in Mecklenburg-Vorpommern weist aus, dass in den nächsten Jahren ca. 12.000 Unternehmen vor einer Übergabe stehen. Für viele gestaltet sich dieser Prozess schwierig, denn sie finden keine Nachfolge. Wenn das Unternehmen nicht verkauft werden kann, ist für die Firmeninhaber die erhoffte Altersvorsorge passé.
„Nachfolge beginnt mit der Unternehmensgründung“, sagte Torsten Grundke, Geschäftsführender Gesellschafter der MediaMarkt TV-HiFi-Elektro GmbH Stralsund und Vizepräsident der IHK zu Rostock, dazu. Es bedarf einer klaren Vision und einer langfristigen Planung, egal ob ein Verkauf angestrebt wird oder das Unternehmen innerhalb der Familie weitergegeben werden soll.
Letztere Variante steht bei der Nachfolgeberatung und -unterstützung von KMU in Polen im Mittelpunkt. „Nach der Wendezeit steht in Polen jetzt der erste Prozess von Unternehmensnachfolgen an“, erläuterte Teresa Kuliberda-Wojtas von der Kanzlei SUKCESJA und Mitbegründerin des Clusters Unternehmensnachfolge bei der Wirtschaftskammer Nord in Stettin. „Das muss erst erlernt werden. Zur Zeit gelingt bei lediglich acht Prozent der KMU die Übernahme innerhalb der Familie. Basis einer erfolgreichen Nachfolge ist der Wille auf beiden Seiten. Der bisherige Unternehmer muss bereit sein, Wissen abzugeben. Die neue Generation wiederum muss mit innovativen Ideen die Nachfolge antreten wollen“, so Kuliberda-Wojtas.
Seit Mai 2023 gibt es ein Gesetz für Familienstiftungen in Polen mit dem Hauptziel, das Vermögen der Unternehmen zu schützen. Auf dieser Grundlage werden Familienunternehmen von Rechtsanwälten beraten. Individuelle Gespräche werden geführt, Analysen und Visionen erarbeitet, die letztlich Eingang in eine schriftlich festgehaltene Nachfolgestrategie finden.
Mit Blick auf die grenzüberschreitende Metropolregion Stettin bietet sich die Chance, vor dem Hintergrund dieses massiven Bedarfs aber auch eine gewisse Notwendigkeit, die Probleme in der gesamten Region anzugehen und möglichst gemeinsame deutsch-polnische Wege zu finden. „Das Thema ist eine Kernkompetenz der Industrie- und Handelskammern. Sie haben eine Infrastruktur in Mecklenburg-Vorpommern aufgebaut, die beispielhaft für ganz Deutschland geworden ist“, erklärte Torsten Haasch abschließend. „Gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Nord und dem Haus der Wirtschaft in Stettin werden wir über deutsch-polnische Nachfolgeportale beraten und so Wege für grenzüberschreitende Unternehmensnachfolgen eröffnen.“