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Wirtschaftskreis Metropolregion Stettin: Hafenverbund Stettin-Swinemünde ist zentral für die gesamte Metropolregion

© IHK

Zum jüngsten Wirtschaftskreis Metropolregion Stettin kamen 65 Gäste ins Hotel Radisson Blu in Szczecin. Das Thema „Hafenverbund Stettin-Swinemünde - grenzüberschreitende Logistikdrehscheibe der Metropolregion“ regt aber auch zur breiten Diskussion an. Diese betrachtet die Hafenregion Stettin-Swinemünde in Verbindung mit den Binnenhäfen und der Binnenschifffahrt entlang der Oder bis nach Eisenhüttenstadt und bis Berlin. „Die Hafenentwicklung entlang der Ostsee ist ein besonderer Schwerpunkt für uns, es ist ein norddeutsches Thema“, befand somit auch Torsten Haasch, Hauptgeschäftsführer der IHK Neubrandenburg, in seinen einführenden Worten. „Der Hafen Rostock ist mit einem Umschlag von 31 Tonnen im letzten Jahr der größte in Mecklenburg-Vorpommern. Stettin – Swinemünde weist 2023 schon einen Umschlag von mehr als 38 Tonnen Fracht auf.“

Das Programm des Wirtschaftskreises war prall gefüllt mit neusten Informationen von kompetenten Referenten, zusätzliche Beiträge kamen aus dem Publikum. Rechtsanwalt Piotr Gajlewicz mit Kanzlei im Hafengebiet betonte die multimodale Ausrichtung des Hafens Stettin-Swinemünde. Diese sei essentiell für die Funktion als Logistikdrehscheibe zwischen Schiff, Bahn und Straße.

Umfangreiche Investitionen werden aktuell im Hafenverbund umgesetzt: die Neugestaltung der Hafenbecken Dębickie – Szczecin mit einer Summe von 100 Mio. Euro und Kaszubskie – Szczecin mit 80 Mio. Euro, um nur die größten zu nennen. Des Weiteren soll das Fährterminal in Swinemünde umgebaut werden und ein neues Tiefwasserterminal entstehen. Die Anschaffung neuer Kräne für das Stettiner Containerterminal ist avisiert.

Perspektivisch werden die Häfen in Swinemünde und Stettin als Drehscheibe der Offshore-Industrie dienen. Ein Installationsterminal für Offshore-Windkraftanlagen in Swinemünde und Produktionsanlagen für Gondeln und Rotorblätter in Szczecin sind geplant. Tausende neue Arbeitsplätze werden damit entstehen.

Daniel Saar, Geschäftsführer von DB Port Szczecin, sprach über die Entwicklung der Logistik-Dienstleistungen seines Unternehmens in Szczecin. Von Deutschland kommen meist Düngemittel, Stahl- und Betonerzeugnisse nach Szczecin. Container und Schwerlasten treffen aus der ganzen Welt ein. „Die Häfen müssen sich an die aktuellen Entwicklungen und Marktbedingungen anpassen“, erläuterte Saar zu den Zwängen der Branche. „Die Containerschiffe werden immer größer, ebenso ihr Tiefgang. Reedereien optimieren ihre Frachtkosten und Geschäftsbedingungen. Die Häfen werden so zur Ausbaggerung der Fahrrinnen gezwungen“, so Saar weiter. Auch DB Port investiert weiter in den Standort, u.a. mit der Anschaffung eines neuen Container-Portalkrans.

Der Stettiner Hafen ist einer der wenigen in Polen, die über Binnenschifffahrtsverbindungen nach Deutschland verfügen. „Die Entwicklung der Seehäfen hat keinen Sinn ohne entsprechend ausgerüstete Binnenhäfen, wenn mehr Fracht über die Wasserstraßen transportiert werden soll“, führt der Leiter Befrachtung der im Stettiner Hafen ansässigen NAVIGAR TRANS. Jacek Galiszkiewicz aus. Die Firma ist in der Binnenschifffahrt mit ihren Transportleistungen breit aufgestellt und ist zusätzlich im Wasser- und Brückenbau tätig.

Auch Berlin blickt auf den Hafen Stettin-Swinemünde. „Bisher kommt die Verbindung nur für den Transport von Massengut in Frage“, erklärt Leon Tietz, stellvertretender Leiter der BEHALA – Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft mbH. Einer effizienten Containeranfahrt nach Berlin sind aber die vielen Schleusen und Brücken im Weg. Der Ausbau der Containerabfertigung wird für Berlin daher als sehr sinnvoll eingeschätzt.

Insgesamt bedarf es beiderseits der Grenze einer intensiven Lobbyarbeit für den Ausbau der Binnenschifffahrt und der Bahnstrecke entlang der Oder, um die Straßen als Transportwege zu entlasten. Sören Jurrat, Direktor des Landesverbandes Hafenwirtschaft Mecklenburg-Vorpommern, regte an, dazu auch die Verwaltungsstrukturen zu überdenken. „In Polen sind die Häfen eine nationale Aufgabe. Entsprechend sind sie in der Prioritätenliste für Infrastrukturmaßnahmen auf nationaler Ebene zu finden. Die föderale Struktur in Deutschland muss hinsichtlich der finanziellen Mittel für die Häfen dringend überdacht werden“, so Jurrat.